In Heiligenbrunn, Diözese Regensburg, wurde ein "Geistliches Zentrum für Familien" geschaffen, welches von Familien aus dem ganzen deutschen Sprachraum besucht wird.

Seminarbetrieb für eine erneuerte Gesellschaft

Familien mit Christus bietet jährlich 25 Kurse mit einer Dauer von einem bis zwölf Tagen an, in denen geistliche Prozesse bei Ehepaaren und Familien initiiert und begleitet werden. Jeder wird altersgerecht angesprochen: U3, Kindergarten, Grundschüler, ältere Schulkinder, Erwachsene. Eine Art Familienkloster auf Zeit. Familienwochen stehen unter Themen wie "In der Ehe Gott erfahren", "Wege christlicher Erziehung", "Die Führung Gottes in der Familie erkennen", "Als Familie mit der Bibel leben". Zum Jahreswechsel 1997/1998 wurde erstmalig eine Israel-Reise für Familien durchgeführt, dreizehn Tage unter dem Thema: Im Lande Jesu als Familie Ihm begegnen. In "Ora et labora"-Wochen geht es vormittags um Mitarbeit in handwerklichen, hauswirtschaftlichen und gärtnerischen Aufgaben, nachmittags Freizeit, abends geistliches Programm.

Ehepaarwochenenden werden zu einzelnen Themen christlicher Ehe wie "Heile Person - heile Ehe" und "Sexualität in der Ehe"-Angeboten. Bei Familienwochenenden geht es z.B. um Vater-Sohn-Beziehung und um Familienpolitik. Gerade beim letzten wird deutlich, dass es im Familienzentrum nicht nur um spirituelle Erneuerung von Ehe und Familie, sondern auch um den Brückenschlag zur Erneuerung der Gesellschaft geht. In jedem Jahresprogramm heißt es programmatisch: Jede erneuerte Ehe ist ein Beitrag zu einer erneuerten Gesellschaft.

Tage, die die Seele nähren

Im Rahmen der zehntägigen Kurse hat die persönliche Erneuerung der Sakramente ihren festen Platz. Innerhalb einer Eucharistiefeier besteht die Möglichkeit, das Taufversprechen bzw. das Firmversprechen, wie im katholischen Gebetbuch Gotteslob empfohlen, zu erneuern. Ebenso besteht die Möglichkeit, den Ehebund zu bekräftigen. Es geht um ein neues oder vertieftes Ja zum anderen. In der Gottesdienstgemeinde mit dem Partner einen konkreten Entscheidungsschritt zu vollziehen, wirkt bestärkend auf die Beziehung zu Gott und die Gestaltung des Lebens in der Ehe. Lebenshilfe aus dem Glauben steht in Heiligenbrunn im Mittelpunkt, Leben wird vom Evangelium inspiriert gedeutet. Es geht um eine Erneuerung der Kirche über eine Erneuerung der Stände Ehe und Ehelosigkeit.

Verein als Träger

Als 1986 die ehemalige Knabenheimvolksschule in Heiligenbrunn geschlossen wurde, wurde ein neuer Nutzer gesucht. Die Initiative Familien mit Christus, die seit 1985 Exerzitien für Familien in neun Diözesen in Deutschland und Österreich durchgeführt hatte, suchte ein Gebäude für derartige Kurse. 1988 wurde der Verein Familien mit Christus gegründet, um als Mieter das Gebäude zu übernehmen und in ein "Geistliches Zentrum" umzuwandeln und als solches zu führen. Die Anerkennung als kirchliche Gemeinschaft erfolgte 1989. Das "Zentrum für Familien" wurde 1990 vom Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller eingeweiht.

Heilungen seit 1662

Die Geschichte des Ortes ermutigte Familien mit Christus, sich für Heiligenbrunn zu entscheiden. Am Anfang stand 1662 ein Bauer, der durch einen Berufsunfall sprechunfähig geworden war und beim Trinken aus der noch heute fließenden Quelle geheilt wurde. Solche Heilungen geschahen in den bald 350 Jahren seitdem wiederholt, wovon zahlreiche Votivtafeln zeugen. Auch heute brauchen Ehepaare die Fähigkeit, miteinander zu sprechen. In den Kursen des Geistlichen Zentrums wird Zeit zum Ehegespräch geschenkt, biblische Lehre angeboten, wird sakramentale Versöhnung und Kirche als lebendige Gemeinschaft erfahren. Es wird empfohlen, Gott lobpreisend aus der Quelle zu trinken und neue Sprachfähigkeit zu erwarten. Auch heute wird Heil an diesem Ort empfangen.

Teilnehmer

Die teilnehmenden Ehepaare und Familien kommen nicht nur aus Ostbayern, sondern aus dem ganzen deutschen Sprachraum, aus inzwischen 35 verschiedenen Diözesen zwischen Luxemburg und Berlin, zwischen Osnabrück und Bozen-Brixen, und sogar aus Belgien, Frankreich, Polen, Tschechien und Ungarn. Da Familien mit Christus das einzige Geistliche Zentrum für Familien in der katholischen Kirche im deutschen Sprachraum trägt, ist der Einzugsbereich derart groß. Die Teilnehmer sind, das zeigen auch die erheblichen Anfahrtswege, oftmals hochmotiviert und Mitglieder der neuen geistlichen Bewegungen wie z.B. Cursillo, Equipes Notre-Dame, Marriage Encounter, Emmanuel, Schönstatt oder Charismatische Erneuerung. Die Teilnehmer sind zumeist in ihren Pfarrgemeinden engagiert. Das Alter der Teilnehmer liegt bei den Erwachsenen mehrheitlich zwischen 30 und 45 Jahren. Mit zahlreichen kinderreichen Familien gemeinsam Urlaub zu machen, ist eine Ermutigung; ebenso, den eigenen Eheweg gemeinsam mit Jungverheirateten oder auch fortgeschrittenen Ehepaaren zu betrachten. Für die religiöse Sozialisation der Kinder und Jugendlichen darf man hier Zuversicht und Hoffnung haben. Die Eltern verbindet eine Leidenschaft für Gott und eine Sensibilität für religiöse Erfahrungen.

Mitarbeiter 

Die Mitarbeiter im Kinder- und Jugendprogramm sind ehrenamtlich im Zentrum tätig. Sie bringen sich an Wochenenden oder unter Verwendung ihres Jahresurlaubs ein zum Wohl der Teilnehmer, zum Aufbau lebendiger Kirche. Einige sind durch ihren Beruf als z.B. Religionslehrer oder Eheberater qualifiziert, andere haben sich durch langjährige ehrenamtliche Praxis in ihrer Pfarrgemeinde oder Dekanat geschult und bewährt. Auch zwischen diesen jährlich über hundert Mitarbeitern wachsen Beziehungen, ereignet sich Kirche: lebendige Gemeinschaft von Gottsuchern, Verbundenheit im apostolischen Dienst. Dank des hohen ehrenamtlichen Engagements und der Unterstützung durch Spenden ist der Tagessatz äußerst günstig: € 30,- für Übernachtung und Vollpension mit vier Mahlzeiten.

Gemeinschaft

Einige der MitarbeiterInnen haben sich zusammengeschlossen zu einer verbindlichen Gemeinschaft. Sie stehen miteinander in Verbindung im geistlichen und zwischenmenschlichen Austausch und im gemeinsamen Dienst für Familien. Sie orientieren sich an miteinander vereinbarten Regeln, die sie als Hilfe zu erfüllterem christlichen Leben kennen gelernt haben. Sie beten für Familien als Zellen geistlichen Lebens. Diese Gemeinschaft zählt in der Diözese Regensburg zu den neuen geistlichen Bewegungen. Sie ist überdiözesan ausgerichtet und inzwischen in 13 Diözesen vertreten. Die Leitung dieser Gemeinschaft und die Koordination ihrer verschiedenen Dienste liegt bei Franz-Adolf Kleinrahm, seit 1973 verheiratet mit Angelika, fünf Kinder. Er wurde nach Berufsjahren als Pastoralreferent in der Ausbildung und Begleitung von Pfarrgemeinderäten und Gemeindekatecheten und als Redakteur einer theologischen Zeitschrift 1987 zum ständigen Diakon geweiht und 1990 mit der Leitung des Geistlichen Zentrums beauftragt. Sie hat Berufserfahrung u. a. als Sekretärin einer diözesanen Jugendbildungsstätte und als Familienpflegerin.

Gasttagungen

Gemeinden, Geistliche Gemeinschaften und kirchliche Bewegungen nutzen unser Haus für ihre Schulungen und Exerzitien. Sie sind uns herzlich willkommen.