Erschienen in: | Katholisches Sonntagsblatt Rottenburg-Stuttgart |
Erschienen am: | 06.08.2006 |
.
Das Zerbrechen von Ehen und Familien greift immer mehr um sich. Auch wenn es von allen Seiten beklagt wird, stehen viele Menschen diesem Phänomen ohnmächtig gegenüber. »Jede erneuerte Ehe ist ein Beitrag zu einer erneuerten Gesellschaft«, sagt stattdessen die geistliche Gemeinschaft »Familien mit Christus«, die auch in der Diözese Mitglieder hat. Sie wollen mit einem bewussten Leben aus dem Glauben den Zerrüttungstendenzen entgegensteuern.
Wenn Manfred Mayer aus Ulm vom Familienzentrum Heiligenbrunn in Niederbayern erzählt, leuchten seine Augen und die Begeisterung schwappt förmlich über. Seit etwa zwölf Jahren ist das im Bistum Regensburg gelegene Haus Mittelpunkt der geistlichen Gemeinschaft FMC: Familien mit Christus. Dort treffen sich nicht nur Mitglieder zu Kursangeboten, sondern es sind interessierte Gäste willkommen. »Unser Flaggschiff ist die Elternschule«, erzählt Mayer, der mit seiner Familie vor etwa zwölf Jahren zu der Gemeinschaft gestoßen ist. Darüber hinaus sind Kommunikation und Konflikt-lösung, Sexualität und Familientherapie, Grundfragen des Glaubens und der geistlichen Lebensgestaltung Themen der zahlreichen Kurse und Begegnungen.
»Wir sind nicht fixiert auf eine bestimmte Form von Spiritualität«, erklärt der 68-Jährige, der in der Charismatischen Erneuerung beheimatet ist. »Wir legen nur auf eines Wert: Wir wollen katholisch sein«, fügt er lachend hinzu. Für die Mitglieder ist daher verpflichtend, dass sie sich nicht nur in der Gemeinschaft, sondern in ihren Kirchengemeinden vor Ort ehrenamtlich engagieren. Das gilt auch für die Jugend. »Die Jugendlichen werden bei uns nicht etwa weggezogen aus den Gemeinden«, betont Mayer. Vielmehr werde Qualität in der Jugendarbeit der FMC geboten und verlangt, denn »wenn
man etwas fordert, ist es auch etwas wert«, meint der Diplom-Ingenieur.
Theresia Herz ist mit dieser Jugendarbeit groß geworden. Die Abiturientin aus Wangen, die sich mit ihrer jüngeren Schwester und ihren Eltern von klein auf wohl gefühlt hat bei den FMC, gestaltet jetzt selbst die Jugendarbeit mit. »Es kommen viele Jüngere nach, denen wir von unserem Glauben erzählen«, meint sie verantwortungs- bewusst, »da wächst man rein«.
Die Themenpunkte der Jugendlichen in Heiligenbrunn reichen von »Berufung« über Drogenproblematik und Schwangerschaftskonflikt bis hin zur Bibelarbeit. »Auch wenn mal etwas nicht so spannend ist, ist es toll die anderen wieder zu treffen und vor allem gemeinsam zu singen und zu beten«, sagt die 19-Jährige. Besonders genossen hat sie auch die Mutter-Tochter-Wochenenden in Heiligenbrunn, bei
denen sich ein Elternteil mit jeweils einem Kind intensiv beschäftigt. Für alle anderen Kurse gilt, dass die Sprösslinge altersgerecht beschäftigt und versorgt werden und die Eltern frei sind.
Theresias Mutter Elisabeth, die sich selbst als Familienrefe-rentin im Zentrum engagiert, schätzt besonders die Angebote, die der Ehe gut tun und die Beziehung stärken. »Der gute Umgang miteinander wird noch unterstützt und die Ehe immer wieder auf eine neue Basis gestellt«, unterstreicht die Mittvierzigerin. Zusammen mit ihrem Mann hat sie vor einigen Jahren eine Ehebi-lanz erstellt als Rückbesinnung und Vergewisserung der Partnerschaft. Inzwischen verwitwet, gebe ihr die Ehebilanz gerade heute noch Trost und Halt.
»Außerdem kam in dieser Zeit die Kraft der Gemeinschaft zum Tragen«, stellt sie dankbar fest.
Auch wenn die Mitgliedsfamilien räumlich über die Bundesrepublik verstreut leben, »finden wir Wege der Verbundenheit, wenn jemand einen Hilferuf los-lässt«. In Gebetspatenschaften und intensiven Kontakten begleiten sich die Familien gegenseitig. Dabei gibt es ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Denn wer sich für die Gemeinschaft entscheidet, stellt beim so genannten »Rat« einen Antrag auf Aufnahme und legt nach einer zweijährigen Probezeit im Gottesdienst ein Versprechen ab, das alle drei Jahre erneuert wird.
Acht Familien in der Rottenburger Diözese gehören fest zu den FMC, »etwa 200 haben im vergangenen Jahr an Kursen in Heiligenbrunn teilgenommen«, freut sich Ratsmitglied Mayer, der in Zukunft auch regionale Familientage mit Erwachsenenthemen und Kinderbetreuung anbieten möchte. Dem inzwischen erwachsenen Sohn der Mayers war es immer ganz wichtig, regelmäßig nach Heiligenbrunn zu fahren. »Ich glaube, die Kinder spüren, was den Eltern wirklich gut tut«, vermutet Monika Mayer.
Beate-Maria Link
»Familien mit Christus« ist eine seit 1989 anerkannte geistliche Gemeinschaft in der katholischen Kirche, der bundesweit 25 Familien angehören. Sie sieht ihren Auftrag im Dienst für die Erneuerung und Stärkung von Ehen und Familien als Zellen geistlichen Lebens. Das Familienzentrum »Heiligenbrunn« liegt in Hohenthann bei Landshut. Informationen bei Manfred und Monika Mayer, Robert-Dick-Weg 10, 89077 Ulm, Tel. 07 31/3 20 27, E-Mail: m.a.mayer@t-online.de. Internet: www.FamilienMitChristus.de