Ausbildung zum "Erziehungsführerschein";

Erschienen in: Die Tagespost, Würzburg
Erschienen am:  05.02.2005

Zwölf Familien aus neun Diözesen nehmen zurzeit am niederbayerischen Wallfahrtsort Heiligenbrunn an der zweijährigen Elternschule der neuen Geistlichen Gemeinschaft Familien mit Christus teil. Auch die beiden vorhergegangenen Elternschulen fanden mit rund neunzig Personen statt. Die Familien mit je zwei bis sechs Kindern nutzten ihren Urlaub, um täglich fünf Stunden über gelingendes Familienleben nachzudenken, die Kommunikation der Ehepartner miteinander und mit den Kindern zu verbessern, gemeinsame Gottesdienste zu feiern und im persönlichen Gebet Gott neu in die Familie einzuladen. Die Familien hoffen, dass es zuhause im Alltag noch schöner werden könnte, und erfahren, dass der Austausch mit anderen christlichen Familien Gewinn und Ermutigung bringt. Die Nachmittage sind frei für die familiäre Urlaubsgestaltung. Die Kinder treffen sich in Altersgrup­pen zu Spiel und thematischer Arbeit, ähnlich Kinderbibelwochen.

 

 
Ehen und Familien zur Quelle des Lebens führen

Die Elternschule umfasst dreißig Kurstage in sechs Einheiten in einem Zeitraum von 26 Monaten. Ergänzt wird sie um Hausaufgaben und Regionaltreffen der Teilnehmer zur Vertiefung und Sicherung des Gelernten. Zum Abschluss wird jedem eine Teilnahmebestätigung ausgestellt, die schmunzelnd „Erziehungsführerschein" genannt wird.

In dieser Familienwerkstatt werden unter Anleitung einer Ehe- und Familienberaterin, einem Exerzitienbegleiter und erfahrenen Ehepaaren neue Erfahrungen im Umgang miteinander gemacht. Ziel ist es, Ehen und Familien zu kräftigen und alle Personen zur Quelle des Lebens zu führen, zur Begegnung mit Jesus Christus.

Der Leiter des Familienzentrums, Diakon Franz-Adolf Kleinrahm, sieht solches Geschehen in die Geschichte des Ortes eingebunden: „Der Ort Heiligenbrunn entstand aus einem Heilungswunder im Jahre 1662, bei dem ein Mann nach dem Gebet wieder sprechen konnte. Heute finden viele Ehepaare neu zum Gespräch miteinander und vertiefter Begegnung." Kleinrahm hat seine Erfahrungen seit 1985 und einige Vorträge in der Exerzitien- und Ehebegleitung unter dem Titel „Familie Leben. Die Ehe neu entdecken" (Styria 2002) veröffentlicht. Die Elternschule ist nach seinem Verständnis Teil einer Exerzitienarbeit, die geistliche Prozesse bei Ehepaaren anregt und sie begleitet. Sie vermittelt Kindern altersgemäß ein herzliches Verhältnis zu Jesus Christus, stärkt den inneren Zusammenhalt von Familien und die Verständigung in Familien, befähigt Eltern, ihren Kindern bessere Begleiter auf dem Lebensweg zu sein und anderen Eltern auf dem Weg christlicher Erziehung beizustehen. Schwerpunkt sind zehntägige Kurse. Die kürzeren Angebote gehen über ein Wochenende. Auch Familienpilgerreisen ins Heilige Land gehören zum Angebot.

Die katholische Gemeinschaft Familien mit Christus, die 1989 vom Bischof von Regensburg kirchlich anerkannt wurde, hat 2003 eine gleichnamige Stiftung begründet. Diese Stiftung ist auf Dauer angelegt, im Prinzip auf ewig, so wie eine Ehe in den Kindern und Enkeln über den Tod der Eltern hinaus greifbar bleibt. Die Stiftung wird in Zusammenarbeit mit den Zustiftern und Spendern dieser Arbeit mit Ehepaaren und Familien ein dauerhaftes Fundament geben.

Die Gemeinschaft hat sich in einem von außen begleiteten Beratungsprozess ein Leitbild gegeben. Darin heißt es: „Der besondere Auftrag dieser Gemeinschaft ist der Dienst für die Erneuerung und Stärkung von Ehen und Familien als Zellen geistlichen Lebens. Ehe wird als Berufung tiefer erkannt. Die persönliche Erneuerung des Taufversprechens und insbesondere des Eheversprechens werden als Schritte zum Heil erfahren. Das Sakrament der Ehe wird fruchtbar für die Partner und die Familie wird zum Segen. Wir verstehen uns als Antwort Gottes auf eine Not unserer Zeit: das Zerbrechen von Ehen und Familien. Jede erneuerte Ehe ist ein Beitrag zu einer erneuerten Gesellschaft. Zeugnis durch das Leben und Zeugnis durch das Wort sind wesentlich in unserer Arbeit. Es geht nicht um eine neutrale Darstellung des Glaubens, sondern um die engagierte Einladung, Jesus Christus als Mitte unseres Glaubens die Zustimmung des Herzens zu geben. Die Erfahrung von Familien-Solidarität in den Veranstaltungen wird zur Einladung, in die Gemeinschaft der Glaubenden einzutreten und sich am Dienst für andere zu beteiligen."

Familien, werdet, was ihr seid! Abbild der Liebe Gottes

Zu ihrem Selbstverständnis formuliert die Gemeinschaft weiter: „Unser Dienst stärkt Familien als verantwortlich Handeln­de in der Kirche, ,von Familien für Familien'." Und: „Kirche ist Dialoggemeinschaft, um die Wahrheit zu suchen (Papst Paul VL). Dem sind wir in der Gemeinschaft verpflichtet." Die Gemeinschaft zitiert in ihrer Selbstdarstellung Papst Johannes Paul II.: „Familien, werdet, was ihr seid! Ihr seid das lebende Abbild der Liebe Gottes."

Die Teilnehmer der Kursangebote im Familienzentrum in Heiligenbrunn kommen aus fast allen Diözesen des deutschen Sprachraums. Mitglieder der Gemeinschaft arbeiten grundsätzlich in ihren kirchlichen Gemeinden und Dekanaten mit.

 

 

Das Jahresprogramm 2005 und ein Faltblatt zur Stiftung kann angefordert werden bei: Gemeinschaft Familien mit Christus, Heiligenbrunn, 84098 Hohenthann, Telefon: 0 87 84 / 2 78, E-Mail: Kleinrahm@Heiligenbrunn.de, Homepage: www.FamilienMitChristus.de