Erschienen in: | Sendbote (Ordenszeitschrift, Missionare von der Heiligen Familie) |
Erschienen am: | 01.05.2004 |
Inzwischen werden über 40 Prozent der Ehen geschieden - mit verheerenden Folgen für die Betroffenen und die Gesellschaft. Damit es gar nicht erst so weit kommt, bietet Diakon Franz-Adolf Kleinrahm, Leiter eines katholischen Familienzentrums in Heiligenbrunn, spezielle Eheseminare an, an deren Ende die Erneuerung des Eheversprechens steht. Jährlich sagen so rund 50 Paare erneut Ja zueinander. Unsere Mitarbeiterin Jutta Simone Thiel sprach mit Diakon Kleinrahm:
Sendbote: Herr Kleinrahm, nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren Ehe noch mal ein Ehe-Seminar besuchen und Ja zueinander sagen — hilft das wirklich bei Beziehungsproblemen ?
Man muss keine Probleme in der Beziehung haben, um an unseren Geistlichen Tagen für Familien teilzunehmen. Die meisten sind nur „irgendwie“ mit ihrer Ehe' unzufrieden und haben die Sehnsucht, es könnte schöner werden. Dieser Hunger nach mehr Erfüllung ist eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
Bei akuten Krisen können wir natürlich nicht helfen. Diese benötigen Krisenintervention, die eine Eheberatungsstelle fachlich und ortnah besser geben kann. Wenn nicht beide Partner kommen wollen bzw. Jugendliche zur Teilnahme genötigt werden sollen, stoßen wir ebenfalls an unsere Grenzen.
Sendbote: Gesetzt den Fall, es kommen alle freiwillig und sind motiviert: Was bringt dann so ein Kurs?
In den zehntägigen Kursen behandeln wir zum Beispiel die Fragen: Wie leben wir als Ehepaar aus dem Segen, den wir bei der kirchlichen Trauung empfangen haben? Wie segnen wir unsere Kinder? Wie leben wir den Auftrag, anderen zum Segen zu werden? Auch belastendes Reisegepäck auf dem Eheweg wird in den Blick genommen und es werden Hilfen angeboten, Heilung der Erinnerungen durch den Geist Gottes zu empfangen. Wesentlicher Bestandteil ist auch das Angebot, sich innerhalb einer Eucharistiefeier einander neu anzuvertrauen: „Ich erneuere meine Ehe mit Dir. Ich bekräftige vor Gottes Angesicht den Ehebund mit Dir.“ Es ist eine Bestätigung zu sagen: „Auch angesichts der Abgründe, die wir jetzt kennen, sage ich Dir im Vertrauen auf Gott: Ja, ich will an Dir hängen und treu sein.“
Das scheint das Eheleben wirklich positiv zu beeinflussen. Manche Paare schreiben nach dem Seminar Dankkarten, rufen an oder senden eine E-Mail, in der sie über das „neue Glück“ in der „alten Familie“ berichten. Manche Paare kommen jährlich wieder - wir bieten schließlich eine Fülle von Themen und Kursformen an. Oft sagen uns auch Eltern, dass die Kinder sie gedrängt hätten, sich wieder einmal in Heiligenbrunn anzumelden. Die Paare, die uns aufsuchen, sind nämlich häufig kinderreich und haben schon einige Ehejahre hinter sich. Sie kommen aus nahezu allen deutschsprachigen Diözesen.
Sendbote: Sie selbst sind ja auch verheiratet und zählen mit vier Kindern zu den Großfamilien. Ist das von Vorteil, wenn man solche Kurse leitet?
Ja. 31 Ehejahre sind eine gute Schulzeit, in der ich mit meiner Frau Angelika auch immer wieder die „Hausaufgaben machen“ musste. Entscheidend ist außerdem die Zusammenarbeit mit zahlreichen Ehepaaren in der neuen geistlichen Gemeinschaft „Familien mit Christus“ hier in Heiligenbrunn, die so wie wir neben dem Zeugnis des Lebens auch ein Zeugnis des Wortes geben können. Wir referieren nicht nur neutral, sondern laden ein, dabei auch das Tauf- und Firmversprechen öffentlich zu erneuern.