Erschienen in: | Regensburger Bisutmsblatt |
Erschienen am: | 13.05.1990 |
„Möge den ‚Familien mit Christus‘ ihr Leben aus der Kraft unseres Glaubens gelingen.“ Mit diesem Wunsch schloß Bischof Manfred Müller seine Predigt in der Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ von Heiligenbrunn. Mit acht Konzelebranten und Diakon Franz Adolf Kleinrahm, dem Leiter der Lebensgemeinschaft „Familien mit Christus“, zelebrierte der Bischof dort ein Pontifikalamt anläßlich der Einweihung der ehemaligen Knabenheimvolksschule in Heiligenbrunn als Familienzentrum.
Eingangs seiner Predigt erinnerte Bischof Manfred Müller an die Geschichte des Wallfahrtsortes, die ihren Ursprung in einer Heilung habe. Im Jahre 1662 trank der stumme Bauer Melchior Pauer von Türkenfeld aus der Quelle, über der jetzt die Brunnenkapelle zwischen Kirche und Josefsheim steht, und erhielt seine Stimme wieder.
Noch bevor die jetzige Kirche erbaut wurde, habe es außerdem schon eine Schule am Ort gegeben. Im Jahre 1851 sei der Josefsverein gegründet worden, bis 1986 hätten die Mallersdorfer Franziskanerinnen für bis zu 72 Buben eine christliche Internatserziehung in der Knabenheimvolksschule angeboten.
„Inzwischen ist nun das, was vom Josefsverein an Werten grundgelegt wurde, in eine ganzheitliche Familienarbeit aufgenommen worden und zwar eben in diesem katholischen Verein Familien mit Christus.“
Unter der Leitung des Diakons Franz Adolf Kleinrahm, selbst Vater von vier Kindern, leben in Heiligenbrunn vier Familien mit insgesamt 15 Kindern und zwei alleinstehende Männer, die aus vier Bundesländern an den Wallfahrtsort zogen und dort „Familien mit Christus“ gründeten.
„Die Mitglieder der Gemeinschaft wissen sich zum gemeinsamen geistlichen Dienst an Familien (Ehepaaren, Alleinerziehenden, Kindern und Jugendlichen, Multiplikatoren in der Familienpastoral) gerufen und bilden eine Wohn-, Lebens- und Glaubensgemeinschaft, Sie möchten Kirche in einem durch Dialog gekennzeichneten Lebensstil in der Gegenwart des Herrn in den Sakramenten der Ehe und der Eucharistie verwirklichen und sind bereit, den Verheißungen der Heiligen Schrift Raum zu geben“, hat Franz Adolf Kleinrahm in seinem Programm geschrieben, und daher bieten sie „Exerzitien und Familienerholungen mit geistlichem Programm in einem eigenen familiengerechten Haus“ an.
Bischof Manfred Müller wünschte den Mitgliedern der Lebensgemeinschaft, die „Zeugen des Lebens“ und „Zeichen unserer Zeit vor den Augen dieser kritischen Umwelt sein wollen“, daß sie „mit Christus ihre Familie gestalten und aus dieser Kraft leben“.
In seinen Ausführungen zum „1.Mai“ warnte der Bischof zudem davor, „nicht in irgendeiner nostalgischen Schau jene Kinderkrippen in der DDR etwa gar zum Vorbild hochzustilisieren, weil diese nur deswegen geschaffen wurden, daß Mann und Frau gezwungen sein sollten, zur Arbeit zu gehen und somit ihr Kind ganztägig einer Erzieherin in einer Krippe auszuliefern, die die Kinder aus ihrem ideologischen Hintergrundverständnis heraus zu gottlosen Menschen erziehen sollte, die sich letztlich in eine große Maschine einfügen sollten. Eben in jene Maschine, von der man glaubte, sie sei die Zukunft eines real existierenden Sozialismus“.
In dieser Predigt gedachte Bischof Manfred Müller aber auch des verstorbenen Dompredigers Dr. Michael Grünwald, der am 30. April dieses Jahres verschied.
Im Anschluß an den Festgottesdienst segnete Bischof Manfred Müller die Räume des Familienzentrums, so auch die Hauskapelle und den Vortragsraum.