Erschienen in: | Landshuter Zeitung |
Erschienen am: | 03.05.1990 |
Wo vor Jahren noch eine Knaben-Heimvolksschule untergebracht war, ist seit einiger Zeit die Kommunität „Familien in Christus“ etabliert. Am 1. Mai weihte der Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller dieses Familienzentrum, das von einer Lebensgemeinschaft aus vier Familien mit 15 Kindern und drei Einzelpersonen getragen wird, ein. Der Bischof ermutigte die Kommunität beim Eröffnungsgottesdienst vor 650 Teilnehmern, Kirche verbindlich miteinander zu leben und als Fami-lienkommunität fruchtbar zu sein für Ehepaare und Familien, die geistliche Erfrischung in Familienexerzitien und Familienerholungsmaßnahmen suchen.
In seiner Predigt wandte sich Bischof Müller an die Lebensgemeinschaft, die die Familienarbeit in Heiligenbrunn trägt und meinte: „Angesichts von jährlich 120000 Ehescheidungen soll es hier ein Zeichen sein, daß Sie mit Christus die Familie gestalten und aus dieser Kraft leben“. Der Diözesanbischof stellte seine Predigt unter das Leitwort „Wasser“ und begann mit einem Hinweis auf die Quelle in Heiligenbrunn an der 1662 eine Krankenheilung der Anstoß zur Wallfahrt wurde. Er wünschte der Gemeinschaft unter Bezug auf die biblische Lesung über die Felsenquelle und manche Wüstensituation heute, „daß ‚Familien mit Christus‘ eine solche Oase in der Wüste unserer Zeit in diesem Haus für diesen Raum vor den Augen einer kritischen Umwelt zu sein vermögen. Wenn ein Mensch aus dem Geist Christi lebt, dann wird er selbst zu einer Quelle, aus der Wasser, strömt, zu einer Quelle des Heiligen Geistes“. Der Bischof wünschte, daß ,,Ströme des Lebens aus Ihnen kommen“.
„Familien mit Christus“ habe seit 1985 in neun Diözesen in Deutschland und Österreich bereits zwanzig Familienkurse meist achttägig durchgeführt und sich nun als Lebensgemeinschaft im Landkreis Landshut niedergelassen. Das Familienzentrum habe ein ehemaliges Internat übernommen, das seit 1851 vom Josefiverein getragen werde. In Erinnerung an die bis auf das Jahr 1711 nachweisbare Schultradition sagte der Bischof, daß das, was vom Josefiverein an Werten zugrunde gelegt worden sei, jetzt in ganzheitliche Familienarbeit aufgenommen worden sei: in dem katholischem Verein „Familien mit Christus“.
Das Internat sei inzwischen für die ständig in
Heiligenbrunn wohnenden Familien und für die Kursarbeit vor allem in Eigenleistung umgebaut worden. Dabei seien seit Februar 1989 insgesamt 350000 Mark an Materialkosten und für Facharbeiten investiert worden. So genannte „OEL“-Gäste der Gemeinschaft (OEL = Ora et labora – bete und arbeite) hätten über 7500
Stunden ehrenamtliche Hand- und Spanndienste geleistet. Diese „Urlaubsgäste“ kämen aus dem ganzen deutschen Sprachraum. Die Arbeitsstunden der Gemeinschaftsmitglieder seien nicht mitgezählt. Die Finanzierung geschehe mit Mitteln der Mitglieder der Lebensgemeinschaft, sowie aus steuerbegünstigten Spenden. Die Diözese Regensburg habe im vergangenen Monat einen Investitionszuschuß in Höhe von 150 000 Mark genehmigt“.
Der Kirchenchor Hohenthann sang während des feierlichen Gottesdienstes, der von Bischof Müller in Konzelebration von zehn Priestern der Umgebung gefeiert wurde, eine Mundartmesse. Vor dem Segen zogen Bischof, Priester und die Mitglieder der Kommunität in das Haus der Lebensgemeinschaft, wo Bischof Manfred Müller die einzelnen Räume segnete. Dann ging es zurück in die Kirche, wo der Segen erteilt wurde und mit dem „Großer Gott wir loben Dich“ der Festgottesdienst beendet wurde.
Der Leiter des Familienzentrums Franz-Adolf Kleinrahm, verheirateter Diakon und Vater von vier Kindern, stellte in seiner Predigt in der ersten Maiandacht dieses am Nachmittag heraus, daß „die frohe Botschaft die Menschen aus den Angeln, hebt, sie ihm ins Herz schneidet, um ihn umzugestalten, damit er bis in die Wurzeln seines Seins heil und glücklich werde. Der kleine Rahmendes Lebens werde gesprengt, der Rahmen unserer Hoffnungslosigkeit und Resignation, bekomme ein Zentrum, die Christusliebe.“
Von der Gelegenheit zur Hausbesichtigung wurde am Nachmittag äußerst reger Gebrauch gemacht. Die Mitglieder der Gemeinschaft stellten sich den zahlreichen Fragen, insbesondere nach ihrer Lebensform und den Inhalten der in Haus angebotenen Kurse. Auch war am Nachmittag die Gelegenheit für ein gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen oder Brotzeiten gegeben. Die Blaskapelle der Maristen Schulbrüder, Furth, unterhielt mit flotten Weisen. Trotz der zahlreichen Gaste aus dem Landkreis und von jenseits der bayerischen Grenze es eine frohe, familiäre Atmosphäre in Haus, Scheune und auf den Wiesen rund um das Familienzentrum, das derzeit 38 Personen bei den Kursen Platz bieten kann. Wie die Maiandacht, so gestaltete der Kirchenchor Schmatzhausen auch die Vesper, die den feierlichen Abschluß dieses feierlichen Tages bedeutete musikalisch. Ein Prospekt „Geistliche Tage für Familien“ kann angefordert den bei „Familien mit Christus“, Heiligenbrunn, D 8301 Hohenthann, Telefon 08784/278.