Erschienen in: | Erneuerung in Kirche und Gesellschaft |
Erschienen am: | 01.01.1990 |
Das erste Jahr in Heiligenbrunn, Niederbayern. Als wir im Februar 1989 mit den Bauarbeiten im ehemaligen Internat begannen, hatten wir nur eine diffuse Vorstellung, worauf wir uns einließen bei der Umgestaltung, Modernisierung und Renovierung der 2500 qm Wohnfläche, gebaut zwischen 1711 und 1980. So zog jede einzelne der vier Familien mit insgesamt 15 Kindern erst einmal in provisorisch gerichtete Zimmer ein, baute Klassenräume u.a. in Wohnungen um und zog dann nach Wochen oder Monaten erst ein; zwischenzeitlich Leben aus Kisten (hilfreich war dann die Kladde, in der stand, daß z.B. der Dreimix sich in Kiste 147 befindet). Mit Hilfe zahlreicher OEL-Gäste (ora et labora, bete und arbeite) kamen wir überraschend gut voran. Manche investierten mit ihrer Familie bis zu drei Wochen ihres Jahresurlaubs, um handwerklich oder im Garten zu wirken: inzwischen sind es 5500 Arbeitsstunden von ehrenamtlichen Helfern. Diese hilfreichen Geister haben wir als großen Segen in manchmal bedrängenden Situationen erfahren. Daneben haben örtliche Handwerksbetriebe ihre Facharbeiten ausgeführt. Vor uns hegen noch Restarbeiten (Decke abhängen, tapezieren und anstreichen) in der vierten Wohnung, ebenso Malerarbeiten in Vortrags- und Speisesaal sowie in den Fluren; die Genehmigung des Ausbaus des 2. Dachgeschosses (260 qm) liegt vor, so daß ab Ostern dort die Wände für Gast- und Mitarbeiterzimmer gestellt und natürlich auch die entsprechende Isolierung und Dachgauben sowie Installationen eingebracht werden können. Drei unserer vier Familienväter sind außer Haus berufstätig, die Mütter haben mit 15 Kindern auch ihr Tagewerk. Die arbeitsmäßigen Herausforderungen werden manches-al als schlicht gewaltig erfahren. Um so mehr ringen wir darum, daß wir ein geordnetes Gemeinschaftsleben (als „Schule der Liebe“) pflegen: Beten (Laudes und Vesper täglich, Anbetung und Eucharistiefeier wöchentlich), Gebetskreis mit Bibelteilen wöchentlich, Geistlicher Impuls zur Entwicklung einer Lebensordnung für unsere apostolische Gemeinschaft wöchentlich, dazu Austausch im ehelichen Gespräch am wöchentlichen Eheabend und daraus erwachsend Austausch in der Gemeinschaft und geistliche Entscheidungsfindung in Gemeinschaft für die nächsten Schritte. Bei diesem Entwicklungsprozeß helfen uns eine Vinzentinerin, die von ihrem Orden für die Zeit eines „Ehepaar-Noviziates“ uns zum Mitleben in unserer Gemeinschaft freigestellt wurde, und einige Ordenspriester. Daß wir auch gemeinsam Feiern, gehört natürlich auch zu unserem Familien-Gemeinschaftsleben.
In der kommenden Karwoche werden wir das erste Familienseminar im eigenen Haus anbieten, es ist zugleich der zwanzigste Wochenkurs von „Familien mit Christus“. Ausführliche Kurs-Darstellung in Heft 37 dieser Zeitschrift.
Am 1. Mai 1990 wird der Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller, der bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres uns nach Prüfung unserer Statuten als kirchliche Gemeinschaft anerkannt hat, unser Haus einweihen.
Familien mit Christus, Heiligenbrunn, D 8301 Hohenthann, 08784-278