Ikone Emmaus Ehepaar

 

 

Die künstlerische Tradition der Ikonen wurde entwickelt, um den Gläubigen religiöse Wahrheit in Bildern zu vermitteln, was die Heilige Schrift in Worten tut. Die Maler „schreiben“ eine Ikone nach Gebet und Fasten. Nach dem Verständnis der Ostkirche ist eine Ikone ein Fenster, durch das der Mensch in den Himmel und der Himmel zum Menschen schauen kann. Wenn Ikonen eine Verbindung zum Betrachter herstellen, sprechen sie zu unserem inneren Herzen, das nach Gott sucht.

Ein Ikonenschreiber, eine Ikonenschreiberin darf nur das ins Bild bringen, was durch Bibel und Tradition belegt ist. Diese Ikone zeigt das Emmaus-Geschehen –  gemeinschaftlicher Weg und Brotbrechen – mit Mann und Frau. Wo finden wir Hinweise auf die Gültigkeit dieser Ikone: ein Ehepaar als Emmaus-Jünger?

Biblische Quellen

Die Emmaus-Erzählung der Bibel (Lk 24,13-35), als Evangelium gelesen in den Gottesdiensten am Ostermontag, berichtet von zwei Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Der Evangelist legt Wert auf ihr Zeugnis der Auferstehung Jesu. Laut Gesetz des Mose (5Mo 17,6) galt nur das Zeugnis von (mindestens) zwei Männern.

Lk 24,18 nennt nur den Namen des die Rede führenden Jüngers: Kleopas. Der andere Jünger bleibt namenlos. Ein möglicher Grund dafür kann sein, dass die Frau nicht namentlich genannt wird, um das Zeugnis nicht zu schwächen.

In Joh 19,25 steht: „bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleopas, und Maria Magdalena“.

In der Liste des Paulus über die Zeugen der Auferstehung (1Kor 15,5-8) finden wir die Emmaus-Jünger nicht. Wären es zwei Männer gewesen, wie das Gesetz des Mose verlangt, hätte Paulus sie erwähnt.

Die wahrscheinlichste Begleiterin des Kleopas war also seine Frau Maria, die Zeugin der Kreuzigung und des leeren Grabes gewesen ist (Mk 16,1) und in MK 15,40 als die Mutter des Apostels Jakobus dem Kleinen und des Joses bezeichnet wird.

Der Evangelist Lukas berichtet von dem Zeugnis der Frauen und des Ehepaares als „sekundäre Zeugen“. Diese Zeugen bestätigen das Zeugnis der elf Apostel, die das Fundament der Kirche sind.

Nach der Überlieferung hieß der zweite Bischof von Jerusalem Klopas. Die unterschiedliche Schreibweise (Klopas - Kleopas) ist kein Beleg dafür, dass es sich um verschiedene Personen handeln muss.

Bedeutung der Farben

Farbsymbolik ist tief in der byzantinischen und orthodoxen Tradition verwurzelt und hilft dabei, die spirituellen Botschaften der Ikonen zu verstärken.

Jesus trägt ein rotes Obergewand, mit dem seine Königswürde ausgedrückt wird, auch dass er für uns gestorben ist, und ein blaues Untergewand, das für seine göttliche Natur steht. Durch den Heiligenschein und die Inschrift „Der ewig Seiende“ ist er als Christus ausgewiesen. In der linken Darstellung hält er eine Schriftrolle in der Hand, mit der er die Propheten erläutert. In der rechten Darstellung hält er das gebrochene Brot in den Händen. Nach dem Wortgottesdienst, der Schrift-Erklärung auf dem Weg, folgt das Brechen des Brotes, die Eucharistie.

Das Sitzmöbel Jesu ist vorne kleiner als hinten dargestellt. Dies entspricht der Gewohnheit, in Ikonen das Hintere grösser als das Vordere zu malen, was den Blick des Betrachters auf Details im Vordergrund lenken soll.

Kleopas trägt ein violettes Gewand. Dies weist hin auf die Passion Christi, die ihn noch beschäftigt. Das österliche Weiß bricht Violett auf.

Maria trägt ein rotoranges Obergewand, eine Andeutung, dass sie unter dem Kreuz stand und damit dem Leiden Christi sehr nahe war. Im grünen Untergewand deutet sich die Hoffnung auf neues Leben an, welche im Grün des Hauses Raum gewinnt. Grün steht auch für das Leben im Heiligen Geist. Das Weiß der Kopfbedeckung von Maria steht für Erneuerung, Reinheit, hier der Tag der Auferstehung. Beide Szenen sind umgeben vom Gold, Zeichen der Herrlichkeit Gottes, die Sphäre des Heiligen, die alle dargestellten Personen umgibt, anrührt, durchdringt.

Impuls aus der Gemeinschaft

Wiederholt haben wir in der Gemeinschaft Familien mit Christus „Emmaus-Spaziergänge“ gemacht. Unser Anliegen: im Bewusstsein der Gegenwart Jesu als Dritten im Bund miteinander im Austausch zu sein. Welch eine Freude liegt in dieser Zuwendung. Gepriesen sei Er im Sakrament der Ehe.

Wie schön ist es, dass bereits damals an Ostern Jesus mit einem Ehepaar unterwegs gewesen ist. Es war unserem dreifaltigen Gott wichtig, dass der Auferstandene sehr bald ein Ehepaar ermutigt (in heutigem Denken das erste „Leiter-Ehepaar“ der Jerusalemer Gemeinde, Kleopas und Maria) und das Geheimnis seiner Gegenwart in der Ehe schmecken ließ. Gottes „Wir“ (1Mo 1,26-27) wird durch die Einheit von Mann und Frau in der Ehe abgebildet, eher unähnlich als ähnlich. Wir sind eingeladen, unser Leben darauf hinzuorientieren. Das Herz des Menschen wird angerührt, manchmal aufgebrochen, die Augen werden geöffnet.

Ehepaaren kann diese Ikone den Impuls geben, im Austausch über ihre Fragen das Wort der Heiligen Schrift zu hören, mit der Gegenwart Christi als Dritten im Ehebund zu rechnen und sich der Führung des Heiligen Geistes anzuvertrauen.

Wir, Familien mit Christus (und andere christliche Ehe-Initiativen und Familien-Werke), können ein prophetisches Zeichen in den christlichen Kirchen und in der Gesellschaft sein.

 

Ikone: Schwester Marie-Paul Farran, Copyright  Monastère des Bénédictines du Mont des Oliviers, Jerusalem.

Das Kloster französischsprachiger Benediktinerinnen befindet sich in der Nähe des Gipfels des Ölbergs in Jerusalem. Ihre Meisterikonographin war Sr. Marie-Paul, geboren in Ägypten von palästinensischer und italienischer Abstammung, verstorben 2019. Sie malte im byzantinischen Stil und hielt sich getreu an die alten Muster und Farben. Dokumentation von über 600 Ikonen aus ihrer Werkstatt:

https://icones.benedictinesmontdesoliviers.org/en/home

Text: Franz-Adolf Kleinrahm, Diakon


Eine Faltkarte der Ikone ist erhältlich bei:

Familien mit Christus
84098 Hohenthann-Heiligenbrunn
Tel. 08784-278