Sich bei den Vätern anlehnen

Familiengeschichte Kleinrahm

 

Der Vorfahren Heil und Unheil für mich ?

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ meint als Sprichwort, dass Kinder wesentlich geprägt sind von ihren Eltern bzw. von ihrer Herkunftsfamilie. In seelsorglichen Gesprächen wird immer wieder deutlich, dass persönliche Verhaltensweisen beeinflusst sind von Verhaltensmustern früherer Generationen der eigenen Familie. Einige Fragen können zur tieferen Erkenntnis der Vergangenheit, des Erbes helfen. Die nachfolgenden Fragen können ergänzt und differenziert werden, an dieser Stelle mögen sie ausreichen. Wenn Sie daran arbeiten wollen, empfehle ich sie zur Einzelbesinnung:

  1. Welche positive Vorbilder habe ich unter meinen Vorfahren? Wem wollte ich ähnlich sein?

    • Wie sind meine Eltern miteinander umgegangen?
    • Welche gute Gewohnheiten habe ich zuhause gelernt?
    • Wie waren die Familienfeiern bei uns?
    • Wie war die Atmosphäre in unserer Familie?
    • Was halte ich für gut in meiner Erziehung?
    • Wie ist meine Beziehung zu meinen Geschwistern?
    • Wie ist meine Beziehung zu anderen Verwandten?
    • Welche positive Eigenschaften habe ich geerbt?

  2. Wie haben sich meine Eltern kennen gelernt? Falls sie nicht geheiratet haben, falls sie sich später getrennt haben, was war der Grund?
  3. Gibt es unter den Geschwistern oder Vorfahren Frühverstorbene (jünger als 30 Jahre, auch Totgeburten zählen)?
  4. Gibt es besondere Schicksale in meiner Familie? Gibt es ein Familiengeheimnis bzw. vermutest Du eines?
  5. Wer war eine negative Persönlichkeit unter meinen Vorfahren? Wen wollte ich keineswegs nachahmen? Welche negativen Eigenschaften sind in meiner Familie, z.B. Alkoholabhängigkeit, Geldsucht, Arbeitssucht, Gewalt, Unversöhnlichkeit? Welche schlechten Gewohnheiten habe ich gelernt?

Ein anderer Zugang zum Verständnis der eigenen Familie, Sippe ist das Familienstellen. Dabei übernehmen fremde Personen als Stellvertreter die Stellung von bedeutsamen Familienmitgliedern und treten innerhalb einer Aufstellungsarbeit miteinander in Aktion. Dadurch können bisher unbekannte Sachverhalte (generationen­übergreifende Verbindungen) aufgedeckt, Verstrickungen gelöst werden und Beziehungen in eine heilere Ordnung kommen. Wenn dies in einer Atmosphäre der Annahme und christlichen Offenheit für den heilenden Geist Gottes geschieht, können Tiefenschichten geläutert und von der Wurzel her erneuert werden. In der Kraft Gottes wird auch Vergebung und Verzeihung ermöglicht. Der Blick als Sohn auf Vater, Großvater, Urgroßvater kann in einer solchen Aufstellungsarbeit zu der Erfahrung führen, sich bei den Vätern anlehnen zu können, so wie sie sind, und dabei nicht ins Bodenlose zu fallen. Für Frauen gilt Entsprechendes. Eine spirituelle Sicht und Erfahrung.

Beim Rückblick dürfen wir uns bewusst sein: Wir sind nicht determiniert, nicht festgelegt im Übel, sondern frei zur Entscheidung für einen Neuanfang. Biblischer Beleg ist dazu z. B. die Geschichte des Josefs, der verraten und verkauft wurde, in Genesis 37.

Ein Familienname als Programm ?

Eine Annäherung an die Vielschichtigkeit des eigenen Namens kann eine Assoziationsübung sein. Die Buchstaben des Familiennamens untereinander schreiben und dann zu jedem Buchstaben einige Begriffe, die mit diesen Buchstaben beginnen, assoziieren und ungefiltert dahinter schreiben. Das Ergebnis dieses Brainstormings mag einige Wesenszüge ins Licht heben, eine Grundlage für die persönliche Betrachtung oder auch einen Austausch mit einigen vertrauten Personen in der eigenen Familie oder auch einer Seminargruppe.

Mit mehr Zeiteinsatz verbunden ist die Forschung nach der Bedeutung des eigenen Namens. Als Beispiel einer Familienamenbedeutung hier zu meinem Namen Kleinrahm:
Diesen Namen gibt es in Deutschland in der heute noch geografisch häufigsten Verbreitung nördlich von Düsseldorf. Der frühest bekannte Vorfahre (8 Generationen vor mir) ist Bernhard Kleinrahm >Bernardus zu Dort am Kleinen Rahm< 19.4.1665 – 15.12.1735 aus Ratingen-Lintorf. Der Registerbeginn der dortigen katholischen Pfarrei St. Anna liegt 1659 (nach dem Dreißigjährigen Krieg 1618-1648). Diese Spur lässt fragen nach dem Flurnamen. Ein Stück Land „im Kleinen Rahm, 22 Morgen umfassend“ wird 1594 genannt im Bruderschaftsbuch der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Lintorf, der Rahmer Bach fließt von Angermund nach Duisburg-Rahm. „Rahm“ (in den Schreibweisen raem, rahm, rham, roem, rame, rohm, rom, room) bedeutet am Niederrhein: Altwasser des Rheins und seiner Bei- und Nebenflüsse, die meist versumpft oder verlandet sind. Eigentlich beziehen sich die Namen auf die torfähnliche Substanz des Bodens und gehören etymologisch zu ahd., mhd. Râm ´trockener Schmutz, Ruß´. Historisch belegt um 1150: Fullramon – Mülheim-Ruhr-Fullerum (H. Dittmaier, Rheinische Flurnamen, S. 238f.).
Mit diesen Forschungsergebnissen kann ich dann der Bedeutung dieses Namens für mich nachgehen. Mir hilft dabei, was ich über die Technik der Moorkultivierung gehört habe. Durch tiefes Flügen (bis zu 2 m tief) wird der unter dem Torf liegende Sand gekippt, so dass sich im neuen Bodenprofil Sand- und Torfbalken abwechseln. Nach Düngung und Kalkung entstehen sehr fruchtbare landwirtschaftliche Flächen.
Auch die Kultivierung des eigenen Lebens mittels christlicher Durchdringung ist hoch komplex und führt zu fruchtbarer Lebensführung. Meine Aufgabe als Exerzitienbegleiter ist, Menschen zu helfen, ihr Leben zu kultivieren und auf unsicherem Boden und inmitten des Schmutzes des Lebens zu Halt und Gewissheit zu finden. Inmitten existentieller Not braucht es Orientierung, die ein Leuchtturm im Watt, ein Kirchturm am Fluss, die Bibel in einem Gesprächskreis geben kann. Hier finde ich in meinem Namen einen Hinweis auf meine Berufung, „euch zu stärken und in eurem Glauben aufzurichten, damit keiner wankt“ (1 Thess 3, 2b-3a).
Die möglichen Alternativen, an Sahne vom Milchbauern oder an vom Schreiner gemachten Bilderrahmen zu denken, kann ich inzwischen verwerfen. Dennoch: Die Symbolpredigt über den sicheren Rahmen meines Lebens finden Sie ebenfalls als Artikel auf dieser Homepage www.Heiligenbrunn.de.

Die Frage nach der Herkunft war vor den Zeiten der heutigen Mobilität ausgedrückt mit „Wo bist Du zuhause?“. Heute ist es eine Grunderfahrung, Vertrautes zu verlassen, nicht nur aus beruflichen Gründen. Viele Menschen waren auf der Flucht oder sind Flüchtlinge.
Auf der Vorfahrenebene meiner Großeltern finde ich gleich drei, die im heutigen Polen geboren wurden und als Wirtschaftsflüchtlinge ins Ruhrgebiet zogen. Es sind Anna Ramczikowski, geb. 1900 in Steklin bei Hochstüblau, Franz Sekulak, geb. 1887 in Gloginin bei Rorek, und Julianna Wisniewski, geb. 1897 in Lipie bei Opatow. Bei diesen nachzuforschen war mir nicht so möglich wie bei den Namensvettern.
Die Spannung zwischen Beheimatung und Heimatlosigkeit, zwischen sich einrichten und stets neuem Aufbruch gehört zum christlichen Glauben und ist damit auch ein Merkmal christlicher Frömmigkeit. Heimatlosigkeit ist Grundmotiv christlicher Spiritualität. Heimatlosigkeit, die Bereitschaft zum Exodus, zum immer neuen Auszug auch aus fragwürdig gewordenen Gottesbildern und religiösen Erklärungsversuchen gehört konstitutiv zum christlichen Glauben. Selbst Jesus spricht von seiner eigenen Unbehaustheit „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ (Mt 8,18). Weitere neutestamentliche Stellen zur Beheimatung sind: Phil 3,20: Unsere Heimat aber ist im Himmel; wo Gottes Gegenwart erfahren wird. Eph 2,19: Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Offb 21,1ff: in der heiligen Stadt, im neuen Jerusalem wird Gott in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er wird ihr Gott sein. Als Exerzitienbegleiter darf ich der Frage nach dem Woher die Frage nach dem Wohin zur Seite stellen.

Ahnenforschung

Ein Glücksfall bei meiner Suche nach Vorfahren war für mich, dass ich Manfred Kleinrahm, geb. 1928, fand, der bereits erhebliche Mühen in die Stammbaumforschung investiert hatte. Gerne füge ich hier seinen Bericht „360 Jahre Kleinrahm“ in leicht bearbeiteter Fassung ein.
„Vor Jahren hatte ich meinen persönlichen Stammbaum relativ umfangreich erarbeiten können. Die hierbei angefallenen Daten brachten mich auf den Gedanken, das Verwandtschaftsverhältnis der heute lebenden Kleinrahm zu erforschen. Während ich in der Vergangenheit die Daten vom Personenstandsarchiv in Brühl oder den Standesämtern erfragen und erkaufen musste, war die CD-Rom über Telefonanschlüsse die Grundlage der heutigen Adressfindung.
Meine Umfrage bei den mir bekannt gewordenen Kleinrahms war zu 90 % mit Erfolg beschieden. Leider hat es auch völlig desinteressierte und sehr abweisende Namensvetter gegeben, aber deren Daten habe ich dann von anderer Seite erfahren. Hier möchte ich besonders Dr. Kurt Kleinrahm und Werner Kleinrahm für die umfangreichen Daten, die sie mir zur Verfügung gestellt haben, danken. Ein Genealogie Programm hat mir durch seine vielseitigen Möglichkeiten die Arbeit sehr erleichtert und es ermöglicht, den Grad der Verwandtschaft von inzwischen 412 Personen zu dokumentieren.
Am 19.04.1665 wurde Bernardus zu Dort am Kleinen Rahm in Lintorf geboren. Er heiratete am 26.10.1712 in zweiter Ehe Maria Broickhausen aus Lintorf. Dieser Ehe entstammte der am 15.12.1715 geborene Sohn Jacob Kleinrahm. Jacob heiratete am 10.11.1743 die Witwe Helene Catharine Schmitz. Nach den vorhandenen Unterlagen hatten sie fünf Kinder. Johann Jakob, Anna Maria, Jacob, Anna Gertrud und Anna Helene. Nur von Jacob ist bekannt, dass er geheiratet hat. Jacob und seine Frau Anna Catharina Rhomberg sind somit die "jüngsten" gemeinsamen Vorfahren aller heute lebenden Kleinrahm, Auszug Pfarrarchiv Lintorf:

Sie wohnten zusammen mit ihrem Sohn Jacob (04.02.1779) im Haus 87 in Lintorf. Ihre drei Söhne Johann Peter (1774), Jacob (1779) und Johann Adolph (1782) sind die "Wurzeln" der drei verschiedenen
heutigen "Äste".

  • Johann Peter ist der Vorfahre der Linie Johann Kleinrahm und Wolfgang Kleinrahm Mülheim-Mintard.
  • Jacob und sein Sohn Johann Bernhard sind die Wurzeln der heutigen Ratinger, Lintorfer und Berliner Kleinrahm.
  • Johann Adolph und seine Söhne Jacob und Johann Peter sind die Gründer der Linie Duisburg – Dortmund – Essen – Köln und Mülheim.

Fast 150 Jahre lebten alle Kleinrahm bodenständig in Lintorf (1665 – 1820) Als erster auswärtiger Kleinrahm ist Johann Peter aus Mintard bekannt geworden. Seine Eltern Johann Adolph und Anna Clara Schnitzler aus Calcum müssen also Lintorf verlassen haben und sind ins benachbarte Mintard gezogen. Regelrecht "ausgewandert", nämlich nach Berlin, ist Wilhelm, der Sohn von Johann Bernhard und seine Frau Elisabeth Siebertz in den Jahren 1880 – 1890. Ein Enkel von Johan Peter namens Johann Josef Kleinrahm ist 1953 nach Süd-Australien ausgewandert und dort 2003 gestorben.
Bei meinen Nachforschungen ist mir aufgefallen, dass keiner der verschiedenen Äste von den anderen Zweigen bewusst Kenntnis genommen hat noch verwandtschaftliche Beziehungen unterhielt.
Die Lintorfer, Angermunder und Ratinger wussten voneinander, aber hatten bis auf die Geschwister keine großen Bindungen. Die Berliner waren erstaunt, dass es überhaupt noch andere Kleinrahm gibt.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Arbeit zwar sehr zeit- und kostenaufwendig war, sich aber gelohnt hat, wenn man die Vielzahl der Daten berücksichtigt. Sicher beansprucht die Arbeit keinen wissenschaftlichen Charakter – aber einmal zu erfahren, wo wir Kleinrahms herkommen, war für mich interessant genug, diesen Stammbaum zu erstellen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich von der heutigen Generation weitere Daten bekommen würde und dass vor allem einige Jüngere den „ dicken alten Baum Kleinrahm“ weiter pflegen.
(Quellen: Kirchenbuch St. Anna, Lintorf; Personenstandsregister Brühl; Standesämter NRW; Literatur: Verein Lintorfer Heimatfreunde, Dr. Andreas Preuß; Joachim Schulz, Hönerlage ... ist mit Bürgeraid beladen.)“
Eher eine Entdeckung am Rande: in der Kirchenchronik „300 Jahre St. Agnes“ (Düsseldorf-Angermund, 2003, S. 90) fand ich die lobende Erwähnung eines Vorfahren anlässlich der ersten Fronleichnamsprozession nach dem 2. Weltkrieg, dass der Altar am Haus Kleinrahm sehr fein und stimmungsvoll war.

Drei Kleinrahm trafen sich im Oktober 2005 zum genealogischen Austausch (von rechts): Manfred geb. 1928, Werner geb. 1940, Franz-Adolf geb. 1951.

Gemeinsamer Ahnherr dieser drei und zugleich aller heute lebenden Kleinrahms ist Jacob Kleinrahm, geb. 3.8.1750 in Lintorf, Eheschließung am 13.7.1773 mit Helena Catharina Rhomberg in St. Anna, Lintorf.
Diese drei Linien können zusammengeführt folgendermaßen dargestellt werde:

 

 

Bernhard Kleinrahm 1665-1735
Jakob Kleinrahm 1715-1784
Jakob Kleinrahm 1750-1820

Johann Adolph Kleinrahm 1782-1861 Jacob Kleinrahm 1779
Johann Peter Kleinrahm 1820-
Joseph Kleinrahm 1862-1921
Johann Kleinrahm 1897-1974
Adolf Josef Kleinrahm 1927-2005
Franz-Adolf Kleinrahm 1951
Jacob Kleinrahm 1805-1848
Adolf Heinrich Kleinrahm 1831-1873
Franz Ludwig Heinrich Kleinrahm 1864-1953
Friedrich Gustav Heinrich Kleinrahm 1896-1991
Manfred Kleinrahm 1928
Johann Bernhard Kleinrahm 1823-1908
Johann Kleinrahm 1858-1922
Gottfried Kleinrahm 1895-1972
Werner Kleinrahm 1940

 

Mein Anliegen ist allgemein, mit diesem Blick in meine Baustelle Familienforschen anzuregen, nach den eigenen Spuren in der Familienvergangenheit zu suchen.
Wenn jemand speziell aus dem Stamme Kleinrahm Interesse an mehr Informationen hat oder zur Dokumentation beitragen will, uns z. B. Geburtsdatum und –ort von Kindern und Enkeln, Eheschließungsdaten sowie aktuelle Adressen nennen mag, dann nehmen wir drei, die wir auf dem obigen Foto zu sehen sind, gerne Fragen und Daten an.
E-Mail: Kleinrahm@Heiligenbrunn.de