Heiliger Geist und Familie

Zeugnis

Bei einem Cursillo im Oktober 1978 staunte ich über die persönliche Nähe, in die Männer mich zum Tabernakel brachten: Nachkampfstellung zum Allerheiligsten. Hier wurde geglaubt und gebetet, wie ich es im Theologiestudium nicht kennen gelernt hatte. Ich schaute mich in den nächsten Monaten um, welche anderen Formen persönlichen Glaubens es in den Kirchen gab, besuchte Treffen unterschiedlichster Bewegungen und Gemeinschaften. Nach zwei Wochenkursen unter Leitung von Prof. Dr. Heribert Mühlen floss aus mir ein mir bis dahin unvertrautes Beten in Sprachen. Ich war zutiefst überrascht. Bei einem dritten Wochenkurs zur Einübung in die christliche Grunderfahrung vollzog ich im Februar 1980 in einem ökumenischen Gottesdienst (mit Pfr. Peter Gleiss, Pfr. Wolfram Kopfermann, Lucida Schmieder OSB) die Lebensübergabe. 1982 übernahm ich die Redaktion der Zeitschrift „Erneuerung in Kirche und Gesellschaft“ bis 1990. 1983 erneuerten meine Frau Angelika und ich anlässlich des 10. Hochzeitstages unser Eheversprechen und beteten u. a. „Schenke uns in besonderer Weise das Charisma der Gastfreundschaft. Mache uns zur Hilfe für andere Ehepaare und heile du durch uns Ehen.“ 1985 begannen wir gemeinsam Exerzitien für Ehepaare mit geistlichem Kinderprogramm durchzuführen. Seitdem führten wir über 480 Kurse mit bis zu 14 Tagen Dauer durch, getragen von der neuen geistlichen Gemeinschaft „Familien mit Christus“, die aus den Kursen entstand. Das Zentrum bauten wir seit 1989 fünf Autostunden von unserer bisherigen Heimat entfernt auf, an einem eingebeteten Ort, der 1662 mit der Heilung von Stummsein begann. Hier erfahren Ehepaare die Wiederherstellung ihrer Ehe bzw. Ermutigung für ihre Beziehung, Vertiefung ehelicher Kommunikation und Stärkung in der Kindererziehung. Die Göttliche Vorsehung hat uns als Ehepaar mit unseren beruflichen Fertigkeiten, die für diese Arbeit hilfreich sind, zusammengebracht, und Orientierung und Kraft im Miteinander und für unsere Kinder gegeben, uns Geschwister in der Gemeinschaft geschenkt und uns immer dann, wenn größere Aufgaben, Herausforderungen anstanden, die größeren Mittel zur Verfügung gestellt: Helfer, Mitarbeiterinnen, Tröster, Spender, Fürbitter, Ermutigung durch kirchliche Verantwortliche. Die Vernetzung im ökumenischen „Miteinander für Europa“ erfahre ich als überaus inspirierend. Es ist der eine Geist, der die Kirche so vielgestaltig zum Leben bringt. Im nationalen Rat der CE bin ich seit 1983, für diesen im nationalen Gesprächskreis Geistlicher Gemeinschaften seit 2001. Kirche wächst von innen und ereignet sich im Wir. Für diese Erfahrung bin ich dankbar, diese prägt mein Leben und das meiner Ehefrau.

Franz-Adolf Kleinrahm, Diakon, Leiter der Gemeinschaft Familien mit Christus und des Geistlichen Zentrums für Familien Heiligenbrunn

Rundbrief für charismatische Erneuerung in der katholischen Kirche, Passau, 36. Jahrgang, Dezember 2012, S. 36f.