Die geistlichen Herausforderungen der Lebensmitte

Zur fruchtbringenden Gestaltung eines Lebensalters

In den Gemeinden gehören Elternkatechese zur Vorbereitung auf die Firmung und die Konfirmation sowie Senioren-Angebote zum Standardprogramm. Was ist mit der Zeit, die dazwischen liegt? Wie verfolgt die Kirche ihr Ziel, „dem Menschen zu helfen, dass sein Leben gelingt, indem er auf den Zuspruch und Anspruch Gottes eingeht“. Die nachfolgenden Überlegungen wollen aus der geistlichen Tradition1 zuerst dem Einzelnen helfen und dann auch mit Blick auf Gesprächsgruppen „40+“ in der Gemeinde Anregungen geben.

„Mit vierzig wird man gescheit“, sagt der Schwabe. 40 Jahre lebt der Mensch nach außen, bemüht sich ehrlich und aktiv, gestaltet die Welt, dann wendet er sich nach innen. Die 40 sind in der Bibel „Zeit der Wüste“, bei Moses in Jahren, bei Jesus in Tagen. Sich im geistlichen Leben mühende Menschen machen oft die Erfahrung, dass es bis 40 Lebensjahren vor allem mit asketischen Mühen vorangeht. Danach wird vieles einfach geschenkt. Ein deutscher Mystiker des 14. Jahrhunderts, Johannes Tauler, predigte: Auf den 50. Geburtstag solle man zugehen wie auf das persönliche Pfingsten, den Einbruch des Geistes erwartend. Und im Bericht des Buches Josua liegt zwischen Wüste und Gelobtem Land der Jordan, in dem man ertrinken und den man als Träger der Verheißung auch durchschreiten kann.

Ziel des geistlichen Lebens ist es nach Tauler, in den eigenen Seelengrund zu gelangen, an den Ort, an dem Gott wohnt. Nicht durch Tun, sondern durch Lassen kommt man an diesen innersten Grund, an dem wir Gott liebend anschauen dürfen. Damit Gott ganz handeln kann, ist die Selbstauslieferung des Menschen wichtig. Selbst das eigene geistliche Bemühen Gott überlassen, dann

  • sich entleeren von manchem Schutt, der sich angesammelt hat, Gott Raum geben,
  • werden bisherige religiöse Übungen und Gebetsformen unbefriedigend, schaal, das Alte ist vorbei, das Neue noch nicht da, sondern jenseits des Jordan,
  • ins Gebet der Einfachheit kommen,
  • Gott in der „Nacht der Sinne“ begegnen.
Diese Krise ist ein Werk der Gnade

Gott kehrt in uns das ganze Haus um, um die „Drachme“ (Lk 15, 8), den Seelengrund zu finden. Diese innere Umkehrung, Umschichtung ist nach Tauler das Nützlichste. Lassen wir es geschehen, kann es schnell gehen.

Falsche Reaktionen wären, sich solcher Umordnung zu verweigern:

  • statt sich selber zu ändern, den Ehepartner oder die Gemeinschaft, in der man lebt, verändern zu wollen,
  • statt nach innen zu horchen, das Schweigen zu wagen, damit etwas aufbricht, dass Gott uns an sich zieht, sich an äußeren religiösen Übungen festzuhalten, sie zu verabsolutieren,
  • eine innere Rastlosigkeit umzusetzen im Vagabundieren von einer zur nächsten Gemeinschaft, Gemeinde, Partnerschaft.

Nicht von äußeren Formen ist eine Lösung der inneren Krise zu erwarten. Ist nicht die Situation vieler Vierzigjähriger von einer Hektik und Aussichtslosigkeit geprägt, die der Situation des biblischen Josua vor dem Hochwasser führenden Jordan gegenüber von Jericho entspricht? Josua erhielt von Gott das Wort „Sei mutig und stark“ (Jos 1, 6). Gott will uns durch die innere Bedrängnis finden. Durchleide das Gedränge. Reagiere nicht kopflos, verunsichert. Nimm dir Zeit, gegen den Zeitgeist, gegen die Hektik, und gehe entsprechend der Schöpfungsordnung nach innen.
Dabei wird uns möglicherweise eigene Angst begegnen: Gott wolle mein selbst errichtetes Lebensgebäude einreißen, so dass ich gar nichts mehr hätte; da halte ich z. B. lieber an treuer Pflichterfüllung fest, werde hart, kleinlich, freudlos, denn dann weiß ich, was ich habe. Befrage ich die Motive der Formen meines Lebens: Selbstsicherung, Verdrängung? Bleibt mir die Weite der Wahrheit verborgen?
Fromm sein bedeutet, rückgebunden an Gott sein. Tauler will die Verkrampfung des Herzens aufdecken: „Sie halten sich an ihre Götzen, um der Begegnung mit dem wahren Gott auszuweichen.“ 2
Viele geistliche Menschen haben die lebendigen Wasser verlassen und halten sich an ihre Zisternen, die sie gemacht haben. Rastlose Aktivität kann eine unbewusste Flucht vor der inneren Krise sein. Frommer Aktivismus, aber Gott bleibt ihnen letztlich fremd.
40 Jahre sind ein Wendepunkt in der Einschätzung der äußeren Übungen. Der Kontakt zum eigenen Seelengrund wird wichtig, sonst wird man selber zur Zisterne, lebt vom toten Wasser, anstatt von der lebendigen Quelle Gottes zu kosten.

Ohne Selbsterkenntnis keine Heiligkeit

Eingeständnisse auf dem Weg zur Selbsterkenntnis können schmerzen. Zahlreiche Menschen verweigern sich, wie Tauler frommen Leuten predigte: „Das ist schuld daran: da ist manch dicke, gräuliche Haut darüber gezogen, so dick wie Ochsenstirnen, und haben ihm seine Innerlichkeit so verdeckt, dass weder Gott noch er selbst hinein kann: es ist verwachsen. Wisset, etliche Menschen mögen dreißig oder vierzig Häute haben, dicke, grobe, schwarze Häute wie Bärenhäute.“3 Diese Menschen haben derart wenig Verbindung zu ihrer eigenen Wirklichkeit, dass Gott selbst sie nur durch einen schmerzlichen Vorgang, den die Tradition „Fegfeuer“ nennt, freischeuern und freibrennen könne, wie Tauler meinte. In der Krise der Lebensmitte greift Gott selber ein, und der Gott suchende Mensch kommt unter dem Einfluss des Heiligen Geistes ins Gedränge. Seine Hände, sein Gesicht zeigen erste „Müdigkeits-“ und „Persönlichkeitsfalten“. Die Erfahrung des Ausgeleertwerdens (vgl. Ps 22, 15) verdichtet sich in der Lebensmitte. Der Mensch erkennt sein Zurückbleiben, er lässt sich erschüttern, um durchzustoßen zu Gottes Handeln in uns.

Beitrag des Menschen zur Selbsterkenntnis

Nach Tauler sollen wir sorgfältig unser Tun und Lassen betrachten, unsere Lieblingsideen, Wünsche und besonderen Schwächen der eigenen Natur. Wir sollen Tag und Nacht studieren und „bildern“ (imaginieren, innere Bilder zulassen und bedenken), uns selbst kontrollieren und sehen, was einen treibt zu seinen Werken, und alle Kräfte und Tun unmittelbar auf Gott ausrichten. So gewinnt der Einzelne ein bewusstes Verhältnis zur eigenen Geschichte, entdeckt die eigene Wunde und Bindung des Handelns und lernt, sich zu lösen.
40 „ist das Datum, das Gott gewählt hat, um den Menschen mit dem Rücken an die Wand zu stellen, der sich bis dahin unter dem Dunstschleier eines ‚Halb ja und halb nein’ durchzuschlängeln sucht“4. Der Mensch erkennt, was er ist, wie elend, wie schuldig. Was mir bisher geholfen hat, kann mich zukünftig auf dem geistlichen Weg behindern, hemmen. Wo Leben und Leistung miteinander identifiziert wurden, wird aus dem Rückgang der Leistungsfähigkeit eine Lebenskrise.

Neue Kleider

Die Braut z. B. zieht die alten Kleider aus, um gewaschen zu werden und „vom göttlichen Bräutigam mit neuen Kleidern um so herrlicher gekleidet zu werden. Unter den alten Kleidern versteht Tauler nicht bloß die von der Sünde verunreinigten, sondern auch die an sich guten Kleider, die man der Braut nur auszieht, weil sie alt sind. Er meint damit gute Praktiken und niedere Tugenden, die nun von einer besseren Praktik, von einer höheren Tugend abgelöst werden müssen“5.
Für jedes Alter gibt es spezifische religiöse Ausdrucksformen. Es sind die jetzt fälligen Formen neu zu finden, zu erproben, zu trainieren. Manche kommen in die Krise, weil sie nach ständig neuen geistlichen Erfahrungen haschen, sie anhäufen, so wie sie es vom Berufsleben her gewohnt sind. Aber die Erfahrungen mit Gott werden immer leiser. Glaube und Liebe werden vielleicht nicht mehr gefühlt, sondern als Kraft, als Hingabefähigkeit offenbar. Alles, was man an religiösem Reichtum hat, gibt man sofort an die Armen. So kommt man durch die enge Pforte. Lass dein geistliches Besitzstreben los, das Streben nach Ruhe, Zufriedenheit, Sicherheit, geistlichem Genuss. Überlasse dich ganz Gott.

Ausleiden

„Echter Friede wird allein aus dem Unfrieden der Läuterung im Gedränge geboren. ...Bleibe bei dir selber, laufe nicht nach außen und leide dich aus und such nicht etwas anderes!“6 Leiden ist eines der Werkzeuge Gottes, die mich wegführen von mir selber, von der Sklaverei des eigenen Ich. Der äußere Mensch muss aufgerieben werden, damit der innere Mensch von Tag zu Tag neu werde, „erleuchtet zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi“ (2 Kor 4, 6). Die Gefahr ist, dass man die Krise in die Hand nehmen und den inneren Prozess beschleunigen will. Daher der Rat, die bisherige Praxis nicht eigenmächtig aufzugeben, sondern erst, wenn Gott uns dazu treibt. Bete mündlich, bis die Worte von dir abfallen. Dann ereignet sich Schweigen. Sei gelassen. Lerne warten. Gott will uns selber in geistliche Reife führen. Der innere Führungswechsel wird hervorgerufen durch den Heiligen Geist.

Gottes Geburt in uns

Bedrängnisse sind nur Geburtswehen, mit Werde-Schmerz verbunden. Ziel ist die Gottesgeburt in uns. Gott allein kann uns von dem Druck befreien. Es komme was da kommen mag von außen oder innen. Lass alles „ausschwären“ und suche keinen Trost. Überlasse es ganz Ihm. Kehre nach innen, suche Rast und Stille, dann vollzieht sich die Gottesgeburt. Der Heilige Geist führt zur vollen Entwicklung des Menschseins. Die Gnade ist in dir, nimm den Augenblick ernst. Jetzt ist die Chance mit Gott. Mit 50 Jahren, mit Pfingsten kann sich der Einbruch des inneren Gebets ereignen. Was geschieht in dem Jahrzehnt bis dahin bzw. wird verpasst?

Zur Ehe

Wenn Menschen um die 40 nicht die Krise als Chance wahrnehmen, werden sie viele Fehler sehen, nur nicht die eigenen. Darum gehen dann auch viele Ehen in die Brüche. Gingen sie in ihren eigenen Grund, dann könnte die Ehe tief werden. Wo ich mich selber erkenne, beginne ich mich zu entschuldigen, z. B. „jetzt merke ich, was ich dir zwanzig Jahre angetan habe“. In Rückbindung an den einen, lebendigen Gott und der von der Kirche Verheirateten angebotenen erneuten, erneuerten Entscheidung für unseren Ehegatten verlebendigt sich die uns von Gott vielleicht schon vor Jahrzehnten geschenkte sakramentale Gnade.7 Diese Verlebendigung dürfen wir innerlich wahrnehmen („Gott berührt das Herz des Menschen“) und wirkt sich auch im Leben greifbar aus, wie zahlreiche Paare bezeugen. Die Beziehung zum Ehegatten und zu den Kindern wird von der persönlichen, freudigen, entschiedenen Beziehung zu Gott nicht nur gefärbt, sondern durchdrungen. Ehepartner erfahren in ihrer Weggemeinschaft die Kontinuität der Zuwendung, was in der Erfahrung des Glaubens auf die belebende Kraft der sakramentalen Gnade zurückgeführt wird.8 Die eheliche Liebe, die anfangs ein „sozialer Wert“ war, wird Teil unserer Persönlichkeit, der Ehepartner zunehmend Teil unserer innersten Erfahrung, Teil unseres gemeinsamen spirituellen Wir. In Familien, die so mit Christus zu leben begannen, ist nicht nur Heilung der Beziehungen zu erkennen, sondern wächst auch die Bereitschaft, sich gemeinsam für die Dienste in der Kirche zur Verfügung zu stellen (Familien im Dienst Christi, vgl. Gal 5, 13b).

Lebenstraum

Für die Entfaltung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Entwicklung eines Lebenstraumes bezeichnend. Nach zwei Jahrzehnten steht nun die Überprüfung, Fortschreibung oder Neufassung an. Der Mensch beginnt, gedrängt durch die wachsende Ahnung der Endlichkeit, Bilanz zu ziehen. Er fragt nach Erfolg, Misserfolg und Schuld. Statt Expansion sind nun Reduktion auf das Wesentliche und Introversion gefordert. Mit der Lebensmitte liegt das Ziel nicht mehr auf dem Gipfel, sondern im Tal. Kirche kann Menschen bei der Bewältigung der Lebensmitte begleiten in Selbsterfahrungsgruppen, in einer „Schule für Vierzigjährige“ (C.G. Jung). Hier kann Glaube als Krisen lösendes „Lebenswissen“ dargestellt und erfahren werden. „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2, 20). „Das Leben aus Gott geht nicht mehr allein über den Willen, mit dem man sich vornimmt, Gottes Gebote zu erfüllen, sondern es erwächst einem von Gott ergriffenen Herzen, das durch Gottes Nähe ruhig und gelassen geworden ist, reif und weise, gütig und voller Liebe.“9 Eine gelassene Freude an den verbleibenden Lebenschancen kann sich breit machen. Zur Schulung des geistlichen Gespürs und der inneren Führung (Röm 8, 14) ist hier geistliche Begleitung gefragt. Das, was in der nächsten Phase jenseits der Erwerbstätigkeit Sinn geben kann, muss von langer Hand vorbereitet werden.

Den eigenen Tod annehmen

Die Lebensmitte lässt die Frage nach der Hoffnung aufkommen, dass die Bruchstücke der eigenen Biografie von Gott zu einem Ganzen gefügt werden.
Letzte Konsequenz eines Lebens, das durch Hingabe bestimmt ist, ist die aktive Selbsthingabe an das Du Gottes im Sterben. Diese Grenze scheint in dieser Lebensphase noch fern. Wenn mir aber jemand zum Geburtstag gratulieren würde mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, dass du deinem Tod heute wieder ein Jahr näher bist", ich würde es nicht als Unverschämtheit ansehen. Ich erwarte, an jene Grenze zu gelangen, wo ein jeder den letzten, radikalsten Schritt der Lebenshingabe bewusst vollzieht - oder sich weigert, sein Leben zu geben, und so den Tod erleidet, „gestorben wird". Gott hat sich uns zugewendet, und er ist auch heute unterwegs, uns mit heißem Herzen zu suchen. Daraus wächst Hoffnung.
In Jesus Christus hat Gott den Tod überwunden. Sein Tod hat unserem Tod den „Stachel“ genommen: die Ich-Verkrampfung, die vor der Hingabe zurückschrecken lässt. Von ihm dürfen wir die Befähigung erwarten, wie das Weizenkorn zu sterben, Ihm freudig ähnlich zu werden im täglichen Sterben, um Frucht zu bringen für die Menschen, die mit uns leben, für Kirche und Gesellschaft.
Mein Leben mit allem, was dazugehört, ist das Material, mit dem ich meine eigene Nachfolge gestalten kann. Lege ich das Kreuz Christi auf mein Kreuz, darf ich die Weite seines Vertrauens in den himmlischen Vater über meinem Leben wahrnehmen und dort hinein wachsen.
Einige Grabsteininschriften sind Zeugnis dieses Vertrauens und dieser Hoffnung: „Wer nicht stirbt, ehe er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt.“ Am meisten gefällt mir, wohl weil ich acht Jahre als Journalist gearbeitet habe, die Inschrift auf einem schlichten Holzkreuz: „Die beste Nachricht: Der Tod ist tot."

Anregungen für eine Einzelbesinnung
  • Lebenslinie mit Gott. Oft habe ich in Kursen dazu eingeladen, die eigene Lebensgeschichte mit Farbstiften auf ein großes Blatt oder eine Tapete zu skizzieren. In großer innerer Sammlung entstanden beeindruckende Darstellungen, wie sich Leben entfaltete und wie Gott durch alle Irrungen und Hoch-Zeiten mitging. Manche nahmen solche Entdeckungen, die durch den Austausch darüber in kleinen Gruppen vertieft und differenziert wurden, zum Anlass, einen geistlichen Lebenslauf zu schreiben, der dann auch angereichert wurde mit kalendarischen Daten.
  • Welche Erfahrungen und Hoffnungen verbinde ich mit den biblischen Bildern: Wüste, Jordan, Gelobtes Land, Quelle Gottes?
  • Meine Balance zwischen beruflicher Expansion und persönlicher Introversion.
  • Arbeit und Freizeit in Einklang bringen.
  • Im Fall von Trennung vom Partner: Was bin ich schuldig geblieben? Wie viel Trauer kann ich zulassen? Wie gelingt mir eine Neuorientierung?
  • Festhalten – loslassen – gehalten werden.
  • Mut, weise zu werden.
Anregungen für ein Ehepaar-Gespräch
  • Wie bewegen wir uns auf unseren Lebenslinien: aufeinander zu, miteinander, gegenläufig? (Gleichgewicht von persönlicher Freiheit und Identität als Paar.)
  • Restabwicklung unseres Lebens voller Trott, voller Routine, oder mich neu in meinen Partner verlieben, tiefer und tragfähiger als in der Phase der ersten Begeisterung für ihn/sie?
  • Nach so vielen Ehejahren weiß ich, was ich an dir habe und auch, was ich nicht an dir habe. Wollen wir uns vor dem Angesicht Gottes neu gegenseitig annehmen, unseren Ehebund liturgisch erneuern? Wenn ja, mit wem wollen wir das seelsorglich besprechen, mit welcher Gemeinde, in welchem Rahmen wollen wir das feiern?
  • Die Kinder sind in absehbarer Zeit aus dem Haus – was dann? Wie verschieden empfinden wir die dadurch entstehende Situation des „leeren Nestes“? Was verbinden wir mit dem Loslassen der Kinder? Bald wieder zu zweit allein.
  • Fragen Sie Gott, welche Aufgaben er für sie als Ehepaar hat. Dienen Sie zusammen in Ihrer Kirche. Auf diese Art können Sie helfen und mit ihrem Partner zusammen sein, in der Einheit wachsen.
  • Entdecken Sie den Wert der abendlichen Runden ums Wohngebiet, den Spaziergang in der Dämmerung.
Anregungen für eine Gruppenarbeit
  • Welche Wegkreuzungen sind wir durchschritten, welche sehen oder ahnen wir? Wie gehen wir mit Angst vor bzw. Angst in der Entscheidung um?
  • Mehr Interesse für sich selbst und andere.
  • Männer und Frauen im fortgeschrittenen Alter in der Bibel: fruchtbar, segensreich, erfüllt lebend.
  • Was im sozialen Umfeld und in der Gesellschaft allgemein erschwert unsere Entwicklung in dieser Lebensphase? (Unsere Gesellschaft kommt in die Jahre, frönt aber dem Jugendkult, und verpasst eine Chance.)

Franz-Adolf Kleinrahm, Jg. 51, verh., Diakon, leitet mit seiner Frau das Geistliche Familienzentrum Nähe Landshut/Niederbayern unter der Trägerschaft der kath. Gemeinschaft „Familien mit Christus“

Fußnoten:
1. Dieser Beitrag greift zurück auf für Mönche dargelegte Wege der religiösen Bewältigung der Krise der Lebensmitte (Anselm Grün OSB, Lebensmitte als geistliche Aufgabe, Münsterschwarzach 1980) und ergänzt sie aus Erfahrungen der Ehebegleitung
2. A. Grün, a. a. O., S. 18
3. a. a. O., S. 22f.
4. a. a. O., S. 26; C. G. Jung nannte die Lebensmitte „Lebenswende” zwischen Lebensvormittag und Lebensnachmittag.
5. a. a. O., S. 28
6. a. a. O., S. 29
7. Zur Erneuerung der Sakramente, insbesondere zur Bekräftigung des Ehebundes innerhalb von Segnungsgottesdiensten siehe: Franz-Adolf Kleinrahm, Familie LEBEN. Die Ehe neu entdecken, Verlag Styria 2002, S. 103–112.
8. Gott ist Beziehung. Dreifaltigkeit und Ehe, in: Franz-Adolf Kleinrahm, a. a. O., S. 12-14
9. A. Grün, a. a. O., S. 34