Urlaub mit Gott

Erschienen in: Kirchenblatt Diözese Feldkirch/Vorarlberg
Erschienen am:  10.01.1988

Eine Exerzitienwoche für Familien mit der Erneuerungsbewegung „Familien mit Christus“ führt das Ehe- und Familienzentrum erstmalig vom 24. bis 30. Juli in St. Arbogast durch. Lohnt es sich für eine Familie, einen Teil ihres Urlaubs so zu verbringen? Was bieten solche Kurse? Welche Impulse trugen dazu bei, daß es zu Hause weiterging?

Manche Familien, die die christlichen Bräuche ihrer Herkunftsfamilien verloren haben, erfahren den „Verlust des leibhaften Ausdrucks“ ihres Lebens mit Gott als „Gefährdung der Frömmigkeit“. Die Eltern wurden durch die Teilnahme an Einkehrtagen oder Treffen geistlicher Bewegungen sensibel für diese „Weisen der Verleiblichung der Frömmigkeit, die nicht ohne Rückwirkung auf unseren inneren Mitvollzug bleiben“. Sie suchten Hilfestellung für sich und ihre Kinder; sie wollen „jene falsche Scheu überwinden, die Familienmitglieder hindert, vor- und miteinander zu beten“, sie suchten Anregungen für die „innere Mission“ in der Familie. Es gibt vor allem drei Zugänge zu Familienexerzitien: 1. Schwierigkeiten der Ehegatten, die Kunst des Gesprächs zu pflegen, Enttäuschungen und Krisen, die aus Verzweiflung auf Gott geworfen werden sollen. 2. Hunger der Eltern, ein herzlicheres Verhältnis zum Ehegatten, zu den Kindern, zu Gott zu erlangen bzw. zu empfangen. 3. Eine Woche des Urlaubs in froher Gemeinschaft mit anderen Christen zu verbringen und dadurch Ermutigung zum Christsein im Alltag einer säkularen, antichristlichen Umwelt zu erfahren.

Kursrahmen

Die Eltern treffen sich vor- und nachmittags für jeweils zwei bis drei Stunden zu Vortrag, Gespräch in der Ehe, in Kleingruppen und in der Beichte, Bibelarbeitcn und gemeinsamem Gebet, auch kraftvoll gesungenem Lobpreis, z. T. gemeinsam mit den Kindern, und feiern abends Eucharistie. Die Kinder und Jugendlichen werden in fünf Gruppen von je zwei Mitarbeiter(inne)n betreut, erfahren eine wohlwollende Atmosphäre der Zuwendung und Liebe und werden altersgemäß zu einem herzlichen Verhältnis zu Jesus Christus geführt; auch am Abend sind Mitarbeiter bei den Kindern, damit die Eltern wirklich frei von der Sorge um die Kinder sein können. Ein Ehepaar schrieb ein Jahr nach dem Kurs: „Wir hatten unerwartet Zeit füreinander, Zeit, in der wir uns bewußt und unter Anleitung mit unserer Ehe als Sakrament auseinandersetzen konnten. Sehr positiv empfanden wir den Austausch mit den anderen Ehepaaren, die teilweise schon seit Jahren versuchen, ernsthaft aus ihrem Glauben zu leben. Und zwar nicht nur als einzelne, sondern auch als Ehepartner oder als Familie. Das war für uns ziemlich neu, wirkte auf uns ‚Neulinge‘ ermutigend und ansteckend.“

Ziele im Elternprogramm

Sämtliche Impulse dienen dazu, eine persönliche Glaubensentscheidung möglich zu machen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens wie nach dem Bild, das die einzelnen von Gott haben, wird in biblischer Weise behandelt. Beim Thema „Christliche Kommunikation in der Ehe“ helfen Briefe, die sich die Ehegatten in Liebe schreiben, zu Gesprächen zu kommen, in denen sich die Partner von Herz zu Herz austauschen, einander teilhaben lassen an ihren Gefühlen und Wünschen. Die Besinnung auf die Konturen biblischer Ehen akzentuiert die eigene Ehepraxis. In der Weiterführung geht es um die Annahme der eigenen Lebensgeschichte, um Versöhnung, Vergebung und Heilung von Verletzungen, die jeder von anderen erhalten hat. In Seelsorgegesprächen und persönlichem Gebet geschieht Befreiung von Hindernissen, um am Leben in Fülle (Joh 1,16) teilzuhaben. Auf diesem Weg hilft eine eucharistische Anbetung, in der um Heilung der eigenen Lebensgeschichte gebetet wird. Die Vorträge werden vor allem von Ehepaaren gehalten, die berufsbedingt theologisch-psychologische Kenntnisse für diesen ehrenamtlichen Dienst mitbringen und selbst den Weg einer geistlichen Erneuerung ihrer Ehe und Familie gehen (in einer der ehespirituellcn Aufbruchsbewegungen unserer Kirche).

Früchte im Alltag

Die persönliche Glaubcnsentscheidung ist ein Ziel eines derartigen Familienexerzitienkurses, da die Gnade des Sakramentes der Ehe ihre Kraft in der Treuebindung an Gott entfaltet. Fruchtbar wird Ehe im Alltag: Eltern stellen fast, daß sie ihren Kindern nach dem Kurs liebevoller begegnen konnten; Gott eroberte in ihrem Leben Terrain und schenkte eine Verchristlichung der Gefühle, die den Umgang miteinander in der Familie bestimmen. Wenn Eltern glauben, können sie glaubhafter ihren Kindern und Jugendlichen mit Tat und Wort bezeugen, daß Gott sich seinen Kindern erbarmt.

Ein Vater schrieb nach dein Seminar: „Ich selbst muß immer wieder daran denken, wie mich meine Frau zu diesem Seminar fast mitziehen mußte. Ich war sehr skeptisch und vieles war mir ungewiß. Doch wenn ich heute zurückdenke, habe ich durch dieses Seminar eine Erneuerung unserer Ehe und eine Heilung an Leib und Seele erfahren. Meiner Frau geht es genauso.“ Die wichtigsten Zellen geistlicher Erneuerung sind die christlichen Ehen und Familien. Sie öffnen sich unter dem Wirken des Heiligen Geistes für den Dienst in Kirche und Gesellschaft. Familien entdecken in Gemeinschaft Gleichgesinnter einen neuen Lebensstil – alter­nativ zur Welt in Gottes Ordnung – und werden zu Zellen der Glaubensweitergabe.